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3.3 TPE, 24/7 und andere erstaunliche Dinge

Der Begriff 24/7 geistert immer mal wieder durch die Newsgroups und es gibt Leute, die dieses für nicht machbar erklären und andere Verfechter, für die dies der einzig wahre SM ist - wobei es eher um DS als SM geht.
24/7 steht dabei für 24 Stunden, 7 Tage die Woche, also immer. Was 'immer' bedeuten soll, das ist hierbei eher unscharf definiert und Anlass für diverse Kontroversen.
Eine Session kann ein zuvor verabredetes Ende haben (um acht, pünktlich zur Tagesschau) oder es ist klar, dass das Machtverhältnis den gemeinsamen Abend andauert. Wenn zwei Partnern ihr Spiel viel Spaß macht, können sie versuchen, dieses Spiel bis in den Alltag auszudehnen. Die beiden vereinbaren, dass der eine jederzeit über den anderen verfügen kann - wenn er will. So leben beide in dem Bewusstsein, einander zu gehören, gehen aber ganz normal ihren Alltagsgeschäften nach. So kann eine SMS mit Anweisungen für den Abend den Arbeitstag versüßen, aber im allgemeinen wird der Dom nicht allzusehr ins Leben des Subs eingreifen und ihm die Freiheiten lassen, seine Persönlichkeit zu entwickeln. Einerseits ist dies unerläßlich, um dem Sub nicht den Spaß am Spiel zu verderben und der Dom wird gar nicht gewillt sein, sich ständig um seinen Sub zu kümmern, andererseits besteht der Reiz am Toppen (s.A. 1.1.2) ja gerade daran, dass sich ein anderer Mensch aus freien Stücken unterwirft. Ein absolut willenloses Spielzeug hat den Reiz eines Automaten, der auf Knopfdruck einen Befehl ausführt; bei einem Flagspiel (s.A. 4.1) könnte man dann genausogut ein Sofakissen verhauen.

Die Gegner des 24/7 zeichnen hingegen typischerweise das Bild eines Menschen, der sich bis ins letzte Detail den Wünschen eines anderen ausliefert, angefangen bei der Kleiderwahl am Morgen! Dies erscheint aus beiden Sichtweisen auf Dauer nicht reizvoll. Weder wird sich ein Mensch aller seiner Freiheiten berauben lassen, noch wird der andere Lust haben, seinem Sub für jedes Detail des Alltags extra eine Anweisung zu erteilen.
Für die vollständige Unterwerfung des Subs unter den Dom gibt es die Bezeichnung TPE, Total Power Exchange, bei dem eine Partner dem anderen die (hypothetische) Möglichkeit einräumt, über alle Details seines Lebens zu bestimmen. Der Sub darf sich im Gegenzug als geschätzter Besitz des Doms fühlen und mit Sicherheit, Aufmerksamkeit und Hilfe in vielen Lebensbereichen - auch außerhalb der Beziehung - rechnen.
Eine weniger drastische Variante ist der EPE, Erotic Power Exchange, bei dem sich ein Partner lediglich in allen Punkten seiner Sexualität den Wünschen des anderen unterwirft (s.A. 3.4.3).

Verträge
Wenn beide Partner auf Dauer mit ihrem Machtgefälle glücklich sind, können sie gemeinsam ihre Bedürfnisse reflektieren und zusammen überlegen, wonach sie mit ihrer Beziehung streben, was die nächsten Ziele sein sollen. Wenn sich hieraus Regeln für das Zusammenleben ergeben, kann man diese auch schriftlich fixieren. Dies gibt das Gefühl, fest in die Beziehung eingebunden zu sein und der Dom hat ein Dokument, das er seinem Sub immer mal wieder unter die Nase reiben kann - oder der Sub nutzt dieses, um seine Ansprüche 'einzufordern'.
Ob man ein solches Dokument 'Vertrag' nennt, ist Geschmackssache. Solange Dom und Sub sich einig sind, haben diese Regeln Bestand; ein Rechtsanspruch einer Seite an die andere erwächst hieraus natürlich nicht, da Juristen einen derartigen Vertrag sofort als 'wider die guten Sitten' und damit nichtig einstufen würden.
Ein solches Regelwerk wird naturgemäß viele Aufgaben und Pflichten für den Sub festhalten, eventuell kann auch das Strafmaß für einzelne Vergehen niedergeschrieben werden. Nicht vergessen sollte man beim Aufsetzen eines solchen Schriftstücks, die umfangreichen Fürsorgepflichten des Doms für den Sub zu erwähnen. Auch kann es Regeln für Ausnahmesituationen geben und wenn der Sub z.B. Nassspiele nicht mag, ist dies eine gute Gelegenheit, dies mit ins Kleingedruckte aufzunehmen, wie z.B. auch, ob Dritte in die Spiele einbezogen oder der Sub verliehen werden darf.
Ein guter Sklavenvertrag kann für sich schon eine erregende Lektüre sein, die für beide Partner luststeigernd ist.
Egal wie strikt und ernstgemeint ein solches Regelwerk ist, sollte es beiden bewusst sein, dass es immer mal Ausnahmesituationen geben wird, in denen einer der Partner aus diesem Regelwerk ausscheren muss.


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© 2002, Arne, BDSM-HowTo.de